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Und derweil in China: News aus der chinesischen Raumfahrt

Die Begeisterung und vielleicht auch nostalgische Wehmut über das Ende der grossartigen Cassini-Mission zum Saturn, der andauernde Strom von faszinierenden Fotos der Juno-Sonde im Jupiter Orbit oder die beeinduckende Erfogsserie von SpaceX, die im Abstand weniger Wochen eine Rakete nach der anderen starten und wieder landen, verdeckt unseren Blick auf die Aktivitäten in Sachen Raumfahrt, die in China ablaufen. Und es ist wahrlich mehr als der sprichwörtliche Sack Reis, der umfällt.


Neues zu Tianzhou 1, Wiederverwendbare Trägerraketen, Marsmission:
Tianzhou 1

Am 12. September dockte ein Tianzhou-Frachter automatisch an die chinesische Raumstation Tiangong II an. Tiangong II entspricht in ihrer Grösse, Auslegung und dem Entwicklungsstand in etwa der sowjetischen (später russischen) MIR Station, und kann dank Kopplungsstutzen an beiden Enden schrittweise zu einer Multi-Modul-Station ausgebaut werden. Um den Betrieb einer solchen Station dauerhaft aufrecht zu halten und nacheinander mehrere Besatzungen zu versorgen, muss regelmässig Nachschub an Treibstoff, Lebensmitteln, Sauerstoff und Wasser angeliefert werden. Bei den älteren sowjetischen Stationen Saljut und Mir übernahmen das die bewährten Progress-Raumfrachter. Bei der internationalen Raumstation, der ISS, sind nach wie vor Progress-Frachter im Einsatz, aber auch japanische (HTV), europäische (ATV) und von Privatfirmen im Auftrag der NASA entwickelte Kapseln (Dragon 1 von SpaceX und Cygnus von Orbital ATK) im Einsatz. Die gleiche Rolle sollen für China die Tianzhou-Frachter übernehmen, die stark an die russischen Progress-Kapseln erinnern.

Der Andocktest am Dienstag war bereits der dritte (und vorläufig letzte) Test, und der erste, der nach einem neuen Verfahren in nur 6.5 Stunden abgeschlossen wurde. Die beiden ersten Andockmanöver dauerten noch jeweils zwei Tage. Mit diesem Test konnte gezeigt werden, dass China routinemässig in der Lage ist, Crews an Bord der im Moment unbemannten Tiangong Station zu versorgen.

Tiangiong II ist bereits seit September 2016 im Orbit und beherbergte von Oktober bis November 2016 zwei Taigonauten (das chinesiche Pendant zu Kosmonauten und Astronauten) .

Launcher

Ein privates chinesisches Startup hat in der letzten Woche (Mitte September 2017) angekündigt, eine Familie von preiswerten und wieder verwertbaren Trägerrakten zu entwickeln und unter dem Namen „New Line 1“ zu vermarkten. Hu Zhenyu, einer der Gründer der jungen Firma, bezog sich explizit auf SpaceX und die Vorbildfunktion, die deren Falcon 9 Raketen und Dragon-Kapseln wahrnehmen. Insbesondere die senkrechte Landung und anschliessende Wiederverwertung der ersten Raketenstufe ist bisher nur von SpaceX bekannt und soll auch von „New Line 1“ übernommen werden. Der Erststart wird für 2020 erwartet – das gibt SpaceX noch ein paar Jahre Vorsprung, wenn die chinesischen Kollegen tatsächlich Erfolg haben. Drei Testvehikel haben in mehr als 200 niedrigen atmosphärischen Testflügen bereits demonstriert, dass die Triebwerke funktionieren und die Avionik in der Lage ist, die Raketen kontrolliert zu starten, schweben zu lassen und wieder zu landen.

Mars-Mission

Die für 2020 angekündigte und sehr ambitiöse chinesische Marsmission ist nach Aussage der chinesischen Missionsplaner auf gutem Weg. Die Landesonde soll sich nach sieben Monaten Flugzeit von der Muttersonde trennen und dreizehn Instrumente und sechs (6!) Rover auf dem Mars absetzen, während die Muttersonde im Orbit bleibt. Die Landestelle wird auf der nördlichen Hemisphäre liegen, wie die bisher meisten Landestellen der NASA-Sonen auch.

Langer Marsch

Der Zeitplan für die Marsmission und den weiteren Ausbau der bemannten Aktivitäten im Erdorbit könnten allerdings – unfreiwillig – weniger knapp und flott ausfallen: am 2. Juli 2017 musste China einen empfindlichen Rückschlag hinnehmen, als der Erstflug der bisher mit Abstand grössten, leistungsfähigen chinesischen Trägerrakete, der „Langer Marsch 5“, scheiterte. Auch die beiden bereits angesetzten Starts der nächsten Mondmissionen muss verschoben werden. Soll sollte Chang‘e 5 urpsrünglich noch 2017 starten und (unbemannt) auf dem Mond landen und Bodenproben sammeln. Chang’e 4 sollte eigentlich 2018 auf der Mondrückseite landen. Beide sind auf die nun nicht einsatzbereite Grossrakete angewiesen. (Quelle: Moondaily)


Quellen

Bildquelle: Wikipedia, Creative Commons;

Für alle vier Nachrichten: DragonSpace: http://www.spacedaily.com/dragonspace.html